Ist operationelle Resilienz eine Widerstandsbewegung?

Ist sie ganzheitlich, oder holistisch einzustufen? Nachhaltig und am Ende gar dauerhaft?

Fragen über Fragen. Doch der Reihe nach und ganz von vorn. Wer Spaß am selbständigen Denken hat und das große Ganze sehen will, kann sich Managerkauderwelsch nämlich weitestgehend sparen.

Die Theorie als Denkanstoß:

Am Anfang steht der Mensch. Ein Mensch mit seinen Bedürfnissen und ein weiterer Mensch, der versucht die Bedürfnisse des ersten zu befriedigen, um als Folge davon die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse zu gewährleisten. So entsteht Nachfrage und Angebot. Meinetwegen auch in umgekehrter Reihenfolge, ganz wie Sie wollen. Kunden, Produzenten, Verkäufer und allerlei Dienstleistungen darum herum bilden die Volkswirtschaft, in der wir uns alle tummeln.

Durch die Interaktion aller Beteiligter werden geschlossene Kreisläufe geschaffen, die sich ewig rund und reibungslos drehen könnten.

Wäre da nicht des Menschen unglückliche Angewohnheit, Dinge komplizierter zu machen als nötig.

Warum ist das so, und was können wir dafür tun, den Kreislauf reibungslos und schwungvoll am Laufen zu halten?

Aller Regulierungsunsinn hat seinen Ursprung im Streben unser Überleben zu sichern. Wir versuchen Sicherheit zu erlangen, indem wir Gefahren ausschließen. Wir glauben, Regeln und Gesetze erlassen zu können, die Gefahren für Leib, Leben und Wohlstand verbieten. In Unternehmen nennen wir diese Regeln Prozesse. In unternehmerischen Leitlinien schreiben wir zusätzlich einen Verhaltenskodex nieder, der allen Beteiligten das notwendige ethische und moralische Rüstzeug für den täglichen Kampf, gegen die Versuchung Regeln zu missachten, mitgeben soll.

Weil das Gefühl von Zugehörigkeit und Anerkennung für unsere Wohlbefinden wichtig ist, neigen wir zunächst dazu, uns regelkonform zu verhalten.

Dennoch ist die Versuchung riesengroß. Das wissen wir alle seit unserer Kindheit. Denn, so wie Überleben, Sicherheit und Zugehörigkeit das grundlegende Fundament unserer Bedürfnispyramide darstellen, so sind unsere Bestrebungen, Bedeutung zu erlangen und uns zu verwirklichen die Triebfedern, welche unseren Entdecker- und Tatendrang antreiben. Sie lassen uns jede bekannte Regel und jedes Ver- und Gebot ständig prüfen. Wir sind genetisch so programmiert, andauernd das Für und Wider abzuwägen. Dies tun wir mit den Fragen, was bringt es uns und was kostet es uns. Ziel ist immer, sich weiter zu entwickeln, dabei Hürden zu überwinden und sich selbst zu verwirklichen.

Stellen Sie sich bitte vor, wir könnten diese natürlich, tief in uns verankerte Motivation nutzen, positive Handlungen zu erzeugen, um den eingangs beschriebenen Wertschöpfungskreislauf in Schwung zu halten. Statt Regeln, Vorschriften und Handlungsanweisungen zu benötigen, handeln Menschen dann aus freien Stücken, im Kontext mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten, zum Wohle des großen Ganzen.

Zu schön, um wahr zu sein? Mitnichten! Immer mehr Unternehmen zeigen uns, dass es geht. Wie?

Indem sie ergebnisoffen und unvoreingenommen versuchen, über folgende Thesen nachzudenken und aus den gewonnenen Schlüssen die notwendigen Maßnahmen umzusetzen.

Die Praxis zum ausprobieren:

  • Das große Ganze sehen. Alles ist mit allem verbunden. Im komplexen System Unternehmen führt jede Tat und jede Unterlassung, zu jeder Zeit nicht nur zu einer Wirkung, sondern immer zu vielfältigen Wechselwirkungen.
  • Die Zusammenarbeit von Menschen, Dingen und Prozessen erzeugt eine Schnittmenge, den Flow. Je größer diese Schnittmenge ist, umso wirkungsvoller dreht sich der Wertschöpfungskreislauf für alle Beteiligten. Je größer der Flow, umso erfolgreicher ist die Unternehmung als Ganzes.
  • Wo Menschen zusammenkommen sind Konflikte unvermeidbar. Selbst bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in seiner eigenen Welt¹. Die unterschiedliche Wahrnehmung ein und derselben Sache, ist der unerschöpfliche Treibstoff für Konflikte. Weiterentwicklung und Wertschöpfung entstehen immer aus einer klugen Handhabung und Organisation von Konflikten und enden idealerweise in einem Kommitment.
  • In einer Unternehmenskultur, in der Konflikte vermieden werden, herrscht kognitiver Stillstand. Ohne Konflikte gibt es keine evolutionäre Anpassung durch Veränderung. Nur wenn verschiedenste Sichtweisen ein Problem beleuchten, kann Veränderungsnotwendigkeit erkannt werden. Freuen Sie sich deshalb über jeden Konflikt.
  • Menschen wollen einen guten Job machen. Ob sie es tun, hängt lediglich davon ab, ob die Organisation zulässt, dass sie es auch tun können.
  • Weniger ist mehr. Der Slogan „reduce to the max“ ist noch treffender. Es geht darum, so viele Regeln, Vorschriften, Prozesse, Leitlinien, Budgetplanungen, Jahres- und Feedback Gespräche und Verwaltungsrituale als möglich wegzulassen. Alles was dann übrigbleibt, überprüfen sie nochmals mit der Frage: „Was hat unser Kunde davon?“ Wenn Sie aus tiefster Überzeugung bei allem was Sie tun, einen Mehrwert für Ihre Kunden stiften, müssen Sie Ihren Gewinn nicht planen. Der kommt dann von ganz allein.

Nur wenn die aufgeführten Thesen von allen Mitarbeitenden gemeinsam durchdacht werden, ist die Chance, die abgeleiteten Maßnahmen dauerhaft durchzuführen sehr groß. Menschen können sich im Kern nicht wirklich ändern. Ihr Verhalten können sie sehr wohl ändern. Dann, wenn Sie selbst die Notwendigkeit erkannt haben. Denn nur dann wird Zwang durch intrinsische Motivation ersetzt und die Verhaltensveränderung hin zu einer agilen und proaktiven Interessensgemeinschaft gelingt.

Menschen, deren Gedanken nicht eingeengt werden, blicken unbeschwert in die Zukunft. Vorausschauend denkende Mitarbeitende, ausgestattet mit den richtigen Möglichkeiten gestalten die Zukunft. Drohende Krisen verlieren ihren Schrecken, denn der Focus liegt auf der Handhabung von Bedrohungen und nicht auf deren Vermeidung.

Haben diese Thesen Ihr Gedankenkarussell in Schwung gebracht? Überlegen Sie mit welchen Methoden Sie zukünftig so viel wie möglich weglassen wollen um so viel als möglich zu gewinnen?

Wenn ja, dann möchten wir Sie ermutigen, sich bei uns zu melden. Sehr gerne würden wir Ihre Sicht auf die Dinge bereichern und mit erprobten Handlungsempfehlungen etwas zu Ihrem Erfolg beitragen.

(¹Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph, 1788 – 1860)

Weitere wertvolle Hinweise wie Sie für eine reibungslose Zusammenarbeit sorgen können, finden Sie in meinem neuen Buch: Unternehmenstrinität