Der Karle war lange weg. Nicht physisch, aber kommunikativ. Soll heißen, ich war zwar anwesend, aber schweigsam. Eigentlich gar nicht so mein Naturell. Quasi ein Verhalten wider die Natur. Das kann auf Dauer nicht gut gehen und deshalb ist jetzt auch Schluss damit.

Was raus muss, muss raus – und zwar bevor der Karle platzt. Was im Übrigen auch nicht schön anzuschauen wäre. Von der Sauerei, welche durch den physikalischen Vorgang der Spontanexploration angerichtet würde, ganz zu schweigen. Wer wischt sowas wieder weg?

Auslöser des wiedererwachten Mitteilungsbedürfnisses ist die Sorge um unsere Gesellschaft und somit natürlich auch um jeden einzelnen von Ihnen, liebe geneigte Leser.

Wie Sie merken, verwende ich in meinen Texten weiterhin wacker das generische Maskulinum, obwohl ich explizit alle geschlechtlichen Identitäten anspreche. Warum ich das tue? Schlicht und einfach, weil ich mir nicht merken kann, welcher formale Wahnsinn gerade die Billigung der selbsternannten Hüter der korrekten Ansprache finden könnte. Ich glaube, Menschen von Herzen zu respektieren, wie sie sind zeigt sich in unserem Umgang mit ihnen und nicht wie wir sie anschreiben.

Ich bin davon überzeugt, dass es viel wichtiger ist, wie wir im wahren Leben miteinander umgehen, anstatt sich pausenlos damit zu beschäftigen, in welches Fettnäpfchen zu treten gerade in den sozialen Medien besonders großes Echo finden könnte. Respekt und Verständnis kommt nicht vom Gendersternchen, sondern von ehrlichem Interesse für andere Menschen und einem offenen und unvoreingenommenen Umgang miteinander.

Als ich kürzlich mit einem Indianer in einer Bar ein paar Bier getrunken habe, haben wir uns ganz ausgezeichnet verstanden. Daran hat auch mein Geständnis, als Kind begeistert Karl Mays Winnetou gelesen zu haben, nichts geändert. Nicht mal der Hinweis, mich im Kindesalter mehrfach als Indianerhäuptling verkleidet zu haben, brachte mir den Vorwurf der kulturellen Aneignung ein.

Komisch, dass die wirklich Betroffenen meist eine andere Wahrnehmung der Dinge haben, als der Woke-Wahn uns glauben machen will.

Ich bin schon ganz gespannt, wie das dieses Jahr mit den Sternsingern laufen wird. Wird einer der heiligen drei Könige wieder ein schwarzer König sein? Wird sich ein viele hundert Jahre alter Brauch behaupten?

Stellen Sie sich bitte einmal vor, der Gute aus dem Morgenland hätte zu seiner Zeit auch noch Dreadlocks getragen. Das, zusammen mit der phantasievollen orientalischen Garderobe, wird die meisten Eltern heutzutage bei der Umgestaltung Ihrer lieben Kleinen vor nicht mehr zu lösende Probleme stellen. An den zu erwartenden Shitstorm auf sozialen Netzwerken mag ich gar nicht erst denken.

Dabei erinnere ich mich doch so gerne an ein Erlebnis vor vielen Jahren, als unsere Tochter noch klein war. Wir waren gemeinsam mit Freunden auf dem Bodanrück und haben uns die köstlichen Dünnele schmecken lassen für die der Kranz in Liggeringen berühmt ist. Plötzlich kommt die Kleine ganz aufgeregt angerannt und brüllt: „Mama, Mama! Schaum mal, da sind drei lustig verkleidete kleine Menschen!“

Die beste Ehefrau von allen schaut in die Richtung der Gaststube, aus der unsere Tochter angerannt kam, sondiert mit geübtem Blick kurz die Lage und antwortet souverän: „Nein, nein mein Schatz, dass sind keine Menschen, das sind Kinder!“

Wir lachen noch heute, immer wieder herzhaft, über diesen wunderbaren Versprecher und hoffen, dass die Sternsinger auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

Jedoch ist die Erhaltung von Brauchtum, nicht meine einzige Sorge, wenn ich mir Gedanken über die Gesellschaft, in der wir leben, mache.

Menschen, die im Dienstleistungsgewerbe arbeiten, beklagen einen zunehmenden Verfall der guten Umgangsformen.

Inzwischen müssen sogar Menschen, die uns tagtäglich im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch retten, immer häufiger während ihrer Einsätze beschützt werden. Eine Gesellschaft, welche nicht in der Lage ist, den Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst anzuerkennen begibt sich auf eine gefährliche Reise in die Dekadenz.

Was das eigene Tun auslöst, scheint immer weniger Menschen zu interessieren. Unhöflichkeit und Respektlosigkeit der Mitmenschen untereinander scheint das neue Normal zu werden.

Lassen Sie uns diesem unsinnigen Treiben gemeinsam Einhalt gebieten. Freundlichkeit macht Spaß und tut nicht weh, oder wie ein altes Sprichwort weiß, „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“

Menschen, deren Arbeit daraus besteht, sich um andere Menschen zu kümmern, sie zu bedienen, zu pflegen, zu beschützen und zu retten, haben unser aller uneingeschränkten Respekt verdient. Nicht mehr und vor allem nicht weniger!

Zeigen wir diesen Mitmenschen, wie wertvoll Sie uns sind, indem wir sie respektvoll und freundlich behandeln. Ach so, kleiner Tipp noch für alle Chefs: Angemessen bezahlen ist dabei besonders hilfreich!

Ich habe in den letzten Monaten viel darüber nachgedacht, was den Wahnsinn, der unsere Welt gerade prägt, beeinflussen könnte. Darüber nachzudenken, bringt einen jedoch schnell an den Rand desselbigen.

Protestieren ist natürlich ein probates Mittel die eigene Unzufriedenheit öffentlich und medienwirksam zum Ausdruck zu bringen. Ich befürchte jedoch, wenn ich mich auf dem Roten Platz in Moskau festklebe und tapfer mit lauwarmer Dosensuppe übergieße, wird sich, außer meinem persönlichen Wohlbefinden, ganz sicher nichts weltbewegendes verändern.

Da spende ich doch lieber ein paar Paletten Dosensuppe für die tapferen Menschen in der Ukraine. Die haben es nämlich verdient, dass wir sie nicht vergessen. Es geht schnell, dass Gleichgültigkeit Hoffnungslosigkeit auslöst. Dies nicht zuzulassen, steht sehr wohl in unser aller Macht.

Um nicht zur Gänze der Machtlosigkeit anheimzufallen, haben sich die beste Ehefrau von allen und ich entschieden auch selbst gut vorbereitet zu sein. Wir wissen zwar immer noch nicht genau auf welches Szenario genau wir uns vorbereiten sollten. Deshalb bereiten wir uns der Einfachheit halber auf Alles vor. Inwieweit das überhaupt möglich ist, wird die Zukunft zeigen.

Wir sind inzwischen stolze Eigentümer eines beträchtlichen Vorrates an Batterien, einschließlich Taschenlampe. Dazu kommen Trinkwasser, Gasflaschen für den Grill, Mehl und Hülsenfrüchte. Nudeln und Dosentomaten in einer Menge, die jedem italienischen Restaurant zur Ehre gereichen würde.

Vorräte, eine gehörige Portion Fatalismus und ein bis unter die Kellerdecke gefülltes Weinregal können jedoch nicht wirklich über die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens hinwegtäuschen.

Ein gutes Gefühl ist es dennoch. Wir sind nun mal alle die Nachkommen von Höhlenmenschen. Die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf, ein warmes Feuer und etwas zu Essen hilft uns unsere Ängste besser zu beherrschen.

Angst habe ich nur noch vor einer ganz speziellen Diskussion. Ich sehe es schon wieder kommen. Die Frage aller Fragen: „Darf man in einer solchen Zeit überhaupt noch feiern, fröhlich sein, Witze machen?“ Dürfen wir fröhlich und zuversichtlich sein, wenn Krieg herrscht?

Glauben Sie mir, die Frage wird kommen. Spätestens, wenn Fastnacht wieder völlig überraschend vor der Tür steht.

Darauf gibt es eine klare Antwort: „Wir dürfen nicht nur, wir müssen sogar!“

Wir müssen feiern, weil gemeinsame Fröhlichkeit wie kaum ein anderes Instrument dazu taugt, Zuversicht zu erzeugen. Den Menschen auf der Welt die unter Krieg, Hunger und Unterdrückung leiden ist nicht geholfen, wenn wir unsere Zuversicht verlieren.

Wir werden sehr viel Zuversicht brauchen, um die herrschenden Zustände im Rahmen unserer Möglichkeiten zum Besseren zu verändern. Die dazu notwendige Kraft und Bereitschaft sind leichter aufzubringen, wenn wir alle gemeinsam eine lebens- und liebenswerte Zukunft schon jetzt leben.

Die Zukunft findet jetzt gerade statt. Jeden Tag aufs Neue. Für jeden von uns.

Ich wünsche uns allen von Herzen, dass wir angemessen und verantwortungsvoll mit dieser Erkenntnis umgehen. Das wir uns verbunden fühlen und fest darauf bauen, dass Offenheit, Vertrauen und Respekt die Grundlagen für ein friedvolles Zusammenleben sind.

In diesem Sinne: Warten Sie nicht auf eine bessere Zukunft. Leben und feiern Sie jetzt, Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.

d´ Karle