Nein! Auf gar keinen Fall. Nicht noch ein Jahresrückblick. So etwas schreibe ich nicht!

Gut, nicht mehr. Letztes Jahr erschien an dieser Stelle ein Jahresrückblick. Da hätte ich mich zwischen Rückblick und Ausblick beinahe verirrt. Aber damit ist nun endgültig Schluss.

Oder doch eine winzig kleine Ausnahme? Fast mit Tränen in den Augen musste ich im letzten Jahresrückblick den Brand der Scheffelhalle postulieren. Im Dezember 2021 hat der Gemeinderat beschlossen, dass dieses Kleinod Singener Architektur- und Stadtgeschichte wieder aufgebaut werden soll. Die Bemühungen des Scheffelhallen-Fördervereins mit seinem rührigen Vorstand waren somit nicht vergebens. Wenn das keine positive, erwähnenswerte Nachricht ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Das restliche 2021 war leider wenig erfreulich. In Schulnoten ausgedrückt, bekommt es allenfalls ein wankelmütiges Mangelhaft bis Ungenügend von mir.

Deshalb, nicht zurückblicken, es muss voran gehen ist die Devise. Spontan kommt mir die Band „Fehlfarben“ und deren Song „Geschichte wird gemacht, es geht voran!“ in den Sinn. Erschienen 1980 auf dem Höhepunkt der „neuen deutschen Welle“.

Vielleicht braucht es statt einer fünften und sechsten Coronawelle wieder eine neue deutsche Welle, um den Teufelskreis des täglichen Wahnsinns zu durchbrechen.

„Ja, ja, ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“, von „Geier Sturzflug“ hilft uns an der Stelle jedoch auch nicht wirklich weiter. Jeder der schon mal versucht hat, bei aufgesetzter FFP2 Maske in die Hände zu spucken, weiß wovon ich spreche.

Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir es gemeinsam schaffen werden. Sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich wird sich im Jahr des Herrn 2022 wieder alles positiv entwickeln. Falls Sie sich gerade fragen, warum ich das glaube? Ganz einfach. Wenn ich nicht daran glaube, wird es auch nicht funktionieren.

Nun hat mich ausgerechnet das Wesen der allgegenwärtigen Geisel der Menschheit darauf gebracht, meinem Glauben auch Taten folgen zu lassen.

Ich beabsichtige nämlich mir die Mathematik einer Pandemie zu Nutze zu machen. Stellen Sie sich bitte vor, es gelingt mir innerhalb eines Tages, zwei weitere Person mit meinen positiven Visionen anzustecken und innerhalb des nächsten Tages stecken diese Personen vier weitere an und jeden weiteren Tag verdoppelt sich die Zahl der infizierten weiterhin.

Irgendwann zwischen Tag 36 und Tag 37 ist dann unsere gesamte Gesellschaft mit meiner positiven Vision infiziert. Exponentielles Wachstum zum Wohle der Menschheit. 80 Millionen Menschen in Deutschland auf dem Weg in eine gemeinschaftliche positive Zukunft.

Bestimmt sind Sie nun neugierig geworden und fragen sich, was ich mit positiver Vision genau meine, und was diese bewerkstelligen könnte. Vielleicht fragen Sie sich auch gerade ob der Typ, der hier die Kolumne schreibt, noch alle Latten am Zaun hat.

Gleichwohl, meine Vision, also die Liebeserklärung an eine wünschenswerte Zukunft, sieht eine Gesellschaft vor, in der Menschen ihr Denken und Tun zunächst dem Wohl der Allgemeinheit widmen.

Im Glauben, dass alle anderen das im selben Maße auch tun. Wenn eine jede und ein jeder zuerst dafür sorgen, dass es den anderen gut geht, dann geht es uns allen gut.

Wohlwollen, Interesse am anderen und Anerkennung bekommen wir so tausendfach zurück!

Die Vision entstammt einer Erkenntnis der besten Ehefrau von allen. Gemeinsam haben wir sie zur Grundlage einer erfüllenden, glücklichen und zufriedenen Ehe gemacht. Funktioniert seit fast fünfunddreißig Jahren ganz vorzüglich.

Was in unserem kleinen Mikrokosmos funktioniert, kann auch in der großen weiten Welt funktionieren. Einer Welt in der alle, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten, an das Wohl der Gemeinschaft denken und zum Wohl der Gemeinschaft handeln. Das ist die Welt, die ich in meiner positiven Vision tatsächlich sehe, und von der ich glaube, dass sie möglich ist.

Helmut Schmidt sagte vor vielen Jahren, „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“ Da war ich bereits. Der Heiler konnte mir auch nicht helfen. Er fand die Idee zwar großartig, seine Zweifel, ob sie gelingen möge, waren aber mindestens genau so großartig.

Schade, aber ich lasse mich nicht durch so einen winzigen Rückschlag aus der Bahn werfen. Sie liebe geneigte Leser können mich unterstützen. Sie, die sie nun von dieser unglaublich erstrebenswerten Vision erfahren haben, können einen gewichtigen Teil zur Verwirklichung beitragen.

Sie können gleich heute damit anfangen. Denken sie positiv. Handeln Sie ab sofort so, wie sie selbst behandelt werden wollen. Erziehen Sie Ihre Kinder zu selbständig denkenden Individuen, die in unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung ihre Zukunft erkennen. Ermutigen Sie junge Menschen politische und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Je früher, desto besser.

Stellen Sie sich bitte vor, es gäbe zukünftig reichlich Politiker Nachwuchs aus der kommunalpolitischen Ebene. Für alle Bereiche des Politikbetriebes und für alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung stünden jede Menge gut ausgebildeter junger Menschen bereit, um Ämter zu übernehmen. Und zwar in den jeweiligen Fachbereichen, in denen sie ausgebildet wurden und berufliche Erfahrung sammeln konnten. Mit anderen Worten, Experten ihres Faches, die zum Wohle der Gesellschaft den Bürgern dienen.

Und allen, denen der Politikbetrieb zu suspekt erscheint, stehen die sozialen Berufe offen. Berufe, die zukünftig einen der höchsten Stellenwerte in der Gesellschaft einnehmen und darüber hinaus anständig bezahlt werden.

Ich weiß, jetzt wird die Kolumne fast ein wenig unglaubwürdig. Obschon ich es ernst meine und gerne glauben möchte, dass eine solche Entwicklung möglich ist.

Zurück zur Vision. Ermutigen Sie sich und andere, soziale Medien zur Verbreitung unserer positiven Vision zu nutzen. Tun Sie Gutes und sprechen sie darüber.

Hass, Intoleranz, Missgunst und Neid haben in einem positiv genutzten Netzwerk allerdings keinen Platz. Unterstützen Sie solches Verhalten auf keinen Fall. Verbreiten Sie keine Botschaften, die dazu geneigt sind, andere Menschen zu verletzen.

Seien Sie tapfer und widerstehen Sie der Versuchung darauf zu warten, dass andere damit anfangen. Wer ernten will muss zuerst säen. Aber Achtung, wählen Sie ihr Saatgut sorgfältig aus. Wer zum Beispiel Wind sät, wird voraussichtlich Sturm ernten.

Was wir unbedingt brauchen, um unsere Gesellschaft wieder auf Kurs zu bringen, ist eine offene und den Menschen zugewandte Diskussionskultur. Um die oben aufgeführte Vision zu ermöglichen, muss es uns gemeinschaftlich gelingen, unterschiedliche Standpunkte zu besprechen, um zu Lösungen und Vereinbarungen zu kommen, die einer breiten Mehrheit dienen.

Keiner alleine ist so schlau, wie wir alle zusammen. Lassen Sie uns unsere unterschiedlichen Sichtweisen und Standpunkte zusammenwerfen. Es gibt keine richtigen und falschen Ideen. Es gilt aus unterschiedlichsten Ideen, jene herauszufinden, die der Allgemeinheit am besten dienlich sein können. Nehmen Sie zum Beispiel die Herausforderung unsere Natur zu retten. Lösungen zu finden, welche die Umwelt wie wir sie kennen und lieben nachhaltig vor der vollständigen Zerstörung zu bewahren, wird keinem Land der Erde alleine gelingen.

Manchmal passt eine Idee noch nicht in die Zeit. Dann ist sie noch nicht reif. Doch schon morgen können sich die Rahmenbedingungen so drastisch verändert haben, dass die kürzlich noch unreife Idee nun auf fruchtbaren Boden fällt.

Deshalb sollten wir immer in der Sache diskutieren und niemals die Person hinter der Idee schlecht machen. Sie könnte morgen schon der Retter in der Not sein.

Lassen Sie mich nochmal auf die Möglichkeit zurückkommen, der Idee einer besseren, allen Menschen dienlichen Gesellschaft eine exponentielle Entwicklung zu bescheren.

Wir Menschen sind Herdentiere. Wir umgeben uns gerne mit Gleichgesinnten. Mehrheiten vertrauen wir.

Gustave Le Bon hat in seinem Buch „Psychologie der Massen“ im Jahre 1911 ein Grundlagenwerk der Sozialpsychologie geschaffen. Seine Erkenntnisse wurden in der Geschichte nicht immer und von allen Menschen zum Guten genutzt. Es ist jedoch die ethische und moralische Absicht, die einer Idee in der Umsetzung ihren Wert verleiht.

Deshalb lassen Sie mich nochmals die beste Ehefrau von allen zitieren: „Wenn ich immer schaue, dass es Dir gut geht, und du das im gleichen Maße mit mir machst, geht es uns immer beiden gut.“

Noch nie in der Geschichte der Menschheit standen uns solche, schier unerschöpflichen Mittel zur Kommunikation zur Verfügung wie heute. Internet, Facebook & Co. könnten einen gewichtigen Teil dazu beitragen unsere Welt lebenswerter zu machen. Wenn wir gemeinsam, ab sofort, unsere gesellschaftlichen Interaktionen so betreiben wie oben beschrieben, wird uns die Psychologie der Massen bei der Umsetzung der guten Absichten unterstützen. Die Masse ist wie ein gefräßiges Tier. Sie saugt alles auf und verwertet es, um negative oder positive Energie daraus zu gewinnen. Es kommt lediglich darauf an, mit was wir sie füttern.

In diesem Sinne: Füttern Sie Ihre Mitmenschen mit positiven Ideen und setzen Sie durch Ihr Verhalten positive Signale, Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.

d´ Karle