In einer Unternehmung oder Organisation gehen Menschen eine Leistungspartnerschaft ein, um ein definiertes Ziel zu erreichen. Je effektiver und effizienter es erreicht wird, umso größer ist der Erfolg.

Das geeignete Mittel zum Zweck ist, eine möglichst reibungslose Zusammenarbeit auf der menschlichen und organisatorischen Ebene zu ermöglichen.

Diese Zusammenarbeit von Menschen, Dingen und Prozessen erzeugt laufend Konflikte. Im Laufe eines Konfliktes wird die Beurteilung einer anderen Meinung oder Sache häufig in Form von Kritik zum Ausdruck gebracht. Kritik anzunehmen ist für niemanden einfach. Kritik zu äußern, empfinden viele Führungskräfte als besonders anspruchsvolle Herausforderung in der Konfliktbewältigung.

Um Kritik wirksam einzusetzen, haben sich diese Handlungsempfehlungen besonders bewährt:

  1. den richtigen Zeitpunkt wählen
  2. respektvoll und wertschätzend formulieren
  3. das Motiv erfragen
  4. fair kritisieren
  5. keine falsche Rücksicht üben

Betrachten wir diese Handlungsempfehlungen etwas genauer:

  1. Gibt es den richtigen Zeitpunkt wirklich? Wahrscheinlich nicht. Ganz sicher gibt es jedoch den falschen Zeitpunkt. Der ist immer dann, wenn der Kritikempfänger unter Stress steht, hochemotional aufgeladen ist und auf der Bühne steht. Warten Sie mit konstruktiver Kritik bis sich Emotion und Stresssituation gelegt haben. Unter vier Augen und in Ruhe ist die richtige Umgebung für ein Konfliktgespräch. Vermeiden Sie die klassische vorprogrammierte Spannungssituation, in der sie sich gegenübersitzen oder -stehen. Machen sie stattdessen einen Spaziergang und gehen sie nebeneinander her.
  1. Schätzen Sie die andere Meinung als wertvolle Bereicherung Ihrer eigenen Sichtweise und respektieren Sie die Persönlichkeit des Menschen, den Sie kritisieren. Es geht nicht darum die Persönlichkeit Ihres Konfliktpartners zu verändern, sondern das Verhalten.
  1. Glauben Sie nie, die Gründe für das Verhalten anderer Menschen zu kennen. Selbst wenn Ihnen die Verhaltensmuster bekannt sind, sollten Sie immer hinterfragen, was in der speziellen Situation der Antrieb für das Verhalten des Kritikempfängers ist.
  1. Fair kritisieren bedeutet, anständig, kameradschaftlich und gerecht mit Menschen umzugehen. Sprechen Sie Ihre Erwartungen eindeutig aus und sorgen Sie damit für Klarheit. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter über Ihre Erwartungen im Unklaren lassen, verbergen Sie die wahren Bedürfnisse vor ihnen und täuschen Ihre Kollegen somit. Folgerichtig werden Sie von den Mitarbeitenden enttäuscht. Hier gilt Ursache und Wirkung zu erkennen und zu unterscheiden.
  1. Wenn Sie im Vorfeld Ziele und Erwartungen klar ausgesprochen haben, gibt es keinen Grund für falsche Rücksicht. In einer Leistungspartnerschaft geht es in erster Linie um die Leistung, die vonnöten ist, um ein Ziel zu erreichen. Wird diese Leistung nicht erbracht, ist Kritik nicht nur angebracht, sondern ausdrücklich eine der Kernaufgaben von Führungskräften.

Je harmonischer Menschen zusammenarbeiten, umso leichter fällt es Ihnen gemeinsame Ziele zu erreichen. Davon bin ich fest überzeugt. Harmonie darf jedoch auf keinen Fall mit Einigkeit um jeden Preis erkauft werden. An der richtigen Stelle klar und eindeutig nein zu sagen ist genauso wichtig wie für Kooperation einzutreten.

In Unternehmen und Organisationen geht es nicht darum, der beliebteste Mitarbeitende zu werden. Vielmehr geht es darum, eigene Fähigkeiten zum Gelingen des großen Ganzen bestmöglich einzubringen und die Fähigkeiten von Kollegen zuzulassen und zu fördern. Es ist förderlich und schön, wenn sich Menschen am Arbeitsplatz mögen, aber neue beste Freunde sollten Sie sich besser außerhalb Ihres beruflichen Umfeldes suchen und der richtige Ort zum Kuscheln ist Ihr Zuhause.

Das große Ganze gelingen zu lassen, geht nur im Team. Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit sind heute, neben Resilienz, die meistgeforderten Eigenschaften im Berufsleben. Narzisstische Persönlichkeiten, welche Kritik von vornherein als persönliche Beleidigung auffassen, werden aus diesem Grund wenig zum Erfolg einer Gemeinschaft beitragen können. Häufig hindern sie sogar das ganze Team daran erfolgreich zu sein, indem sie Kritik im Keim ersticken und Konflikte damit destruktiv beeinflussen.

Persönlichkeitseigenschaften bestimmen unsere Verhaltensmuster. Unser Verhalten beeinflusst maßgeblich unseren Umgang mit anderen Menschen. Wie wir mit Kritik umgehen ist das Produkt aus Verhaltensmustern, Erfahrungen, Erwartungen und Befürchtungen.

Wir verhalten uns klug, wenn wir in zukünftigen Konflikten für mehr positive Erfahrungen sorgen. Befürchtungen aus dem Mülleimer unseres Gedächtnisses treten dann immer öfter in den Hintergrund, um irgendwann ganz zu verschwinden. Konflikt und Kritik verlieren ihren Schrecken. Der Nutzen tritt in den Vordergrund.

Anständige Kritik steht guter Zusammenarbeit somit nicht im Weg. Ganz im Gegenteil. Sie garantiert harmonische Zusammenarbeit, wenn Sie statt nur gut gemeint, vielmehr gut gemacht ist.

Wie gehen Sie mit Kritik um? Ich freue mich auf Ihren Kommentar.

Weitere wertvolle Hinweise wie Sie für eine reibungslose Zusammenarbeit sorgen können, finden Sie in meinem neuen Buch: Unternehmenstrinität